Interview mit Sarah (Grün C, Lernjahr 3, Schülerin im Talentpool) und Luisa (Grün C, Lernjahr 3)
Die Erwachsenen reden ja heute viel über Inklusion. Was bedeutet das für dich?
Luisa: Allgemein würde ich sagen, ist es ok für uns, dass wir hier Kinder bei uns an der Schule haben, die eingeschränkt sind.
Sarah: Ich sehe das genauso. Es macht Spaß, mit den Kindern zusammen zu arbeiten, die Beeinträchtigungen haben. Wir haben selbst vier Kinder in unserer Klasse.
Woran merkst du, dass die „Neue Paula“ eine inklusive Schule ist?
Sarah: Wir haben viele verschiedene Kinder hier an der Paula, zum Beispiel die W-und E-Kinder, die Sprachanfänger oder auch die Talentpooler.
Luisa: Und wir arbeiten alle zusammen in einer Klasse und helfen uns gegenseitig. Das ist für mich das Inklusive an unserer Schule.
Kann man mit so viel unterschiedlichen Kindern in einer Klasse eigentlich gut lernen?
Luisa: Es ist manchmal schon etwas lauter, aber dafür gibt es bei uns im Unterricht mehr Lehrer als an anderen Schulen und die kümmern sich noch speziell um die W- und E-Kinder, um uns aber auch, das ist ein Vorteil.
Sarah: Ja klar, man kann von jedem etwas lernen, die leistungsschwächeren Kinder lernen etwas von uns, aber wir auch etwas von ihnen.
Luisa: Ja, zum Beispiel Spaß zu haben.
Sarah: Wir haben ein neues W- und E-Kind in unsere Klasse bekommen, seitdem lachen wir alle total viel, weil es wirklich witzig ist. Es singt zum Beispiel lustige Lieder, da freuen wir uns alle immer sehr.
Lernt ihr alle das Gleiche? Müssen sich leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler in so einer Schule eigentlich anstrengen?
Sarah: Also im Kompetenzraster-Unterricht nicht, da arbeitet jeder für sich auf seinem eigenen Niveau, aber im Kompaktkurs arbeiten wir alle am gleichen Thema, aber auf unterschiedlichen Niveaus.
Luisa: Nur weil man den Stoff bereits kann, ist man ja nicht fertig mit allem. Im Kompetenzraster-Unterricht muss man seine eigenen Sachen erledigen und sich anstrengen, um seine Lernplanung zu schaffen.
Sarah: Ja klar, um sein Niveau zu verbessern oder zu halten, muss man sich schon anstrengen.
Müssen sich leistungsstärkere Kinder an der „Neuen Paula“ immer um diejenigen kümmern, denen das Lernen schwer fällt?
Luisa: Wir haben ja beispielsweise auch die Mathe-Wettbewerbsgruppe und den Talentpool, da werden die leistungsstarken Schülerinnen und Schüler gefordert und müssen nicht nur helfen.
Sarah: Ich helfe ja trotzdem, auch wenn ich besser bin, aber wenn auch ich einmal etwas nicht verstehe oder kann, sage ich das auch ganz ehrlich. Ich helfe aber sehr gerne.
Luisa: Wir arbeiten ja oft auch alleine und die Lehrer sind ja nun einmal auch noch da und helfen den Kindern.
Ist das nicht sehr anstrengend, wenn man mit Kindern aus unterschiedlichen Lernjahren zusammenarbeiten muss?
Sarah: Nein, gar nicht! Auch wenn sie am Anfang oft fragen, wir haben am Anfang ja auch viel gefragt und das nervt überhaupt nicht.
Luisa: Wenn wir den jüngeren Kindern in Mathe oder Englisch beispielweise helfen, wiederholen wir automatisch den Lerninhalt und das ist ein Vorteil für uns, da wir so nochmal den Stoff wiederholen, den wir vielleicht schon wieder vergessen haben.
Schreibst du Klassenarbeiten?
Sarah: Ja, sobald ein Thema im Kompaktkurs abgeschlossen wurde, schreiben wir Tests auf unterschiedlichen Niveaus. Im Kompetenzraster schreiben wir auch Tests, auch wieder auf unterschiedlichen Niveaus und dafür muss man auch gut üben.
Manchmal hört man, dass die Kinder an der „Neuen Paula“ alles alleine lernen müssen. Bekommst du eigentlich Hilfe von den Lehrerinnen und Lehrern?
Luisa: Klar, am Anfang, wenn man an die Schule kommt, fragt man sich, wie das alles funktioniert, aber die älteren Schüler helfen immer. Sie können viele Dinge einfach besser erklären als die Lehrer, da sie es einfacher ausdrücken und da sie das alles selbst schon einmal gefragt haben, da sie selbst mal in der gleichen Situation waren – neu zu sein. Man bekommt immer Hilfe von den Lehrern, wenn man welche braucht. Im Kompaktkurs kann man beispielsweise nicht die Älteren fragen, da wir dort alle im gleichen Lernjahr sind. Da brauchen wir die Hilfe von den Lehrern.
Kinder lernen unterschiedlich schnell. Kann man da überhaupt gemeinsam lernen?
Sarah: Auf jeden Fall! Mit dem eigenen Lernjahr kann man im Kompaktkurs gut zusammenarbeiten. Im Kompetenzraster ist es schwierig, da dort jeder ein anderes Thema hat.
Luisa: Im Kompetenzraster kann man sich trotzdem gegenseitig helfen.
Was sollten deiner Meinung nach andere Leute über die „Neue Paula“ erfahren?
Sarah: Meiner Meinung nach sollten andere Leute erfahren, dass wir hier sehr viele verschiedene und besondere Kinder haben! Und dass wir viele, verschiedene Räume haben wie den Ruheraum, Bewegungsraum, Projektraum, Selbstlernzentrum und auch eine besondere Schulküche.
Luisa: Die Leute sollten erfahren, dass wir eine besondere Schule sind, weil wir in Kompaktkursen und in Kompetenzrastern arbeiten.
(Für Talentpool-Schüler:)
Du bist in den „Talentpool“ der Paula aufgenommen worden. Was bedeutet das?
Sarah: Das bedeutet, dass ich theoretisch 1 Jahr früher von der Schule gehen darf, wenn ich weiterhin so gut bin wie bisher und somit früher auf die gymnasiale Oberstufe gehen werde.
Ich arbeite nur auf 3-Sternchen-Niveau und muss mein Niveau halten. Ich bearbeite jetzt schon den Stoff aus Lernjahr 4.
Außerdem waren wir schon 2 Tage an der Hochschule und haben dort interessante Experimente gemacht.
Hast du überhaupt noch Freizeit oder musst du immer für die Schule lernen?
Sarah: Klar habe ich noch Freizeit und die nutze ich überwiegend für meinen Sport Karate. Hausaufgaben mache ich natürlich auch, die gehen vor Freizeit. Freizeit hab ich natürlich nicht mehr so viel wie in der Grundschule, aber sie reicht noch, um sich mit Freunden zu treffen.